Datum/Zeit: 19. Mai 2022 | 19:30 - 21:30

Veranstaltungsort: Aula Schulhaus Burghalde, Burghaldenstrasse 4, 5400 Baden

Dialogveranstaltung mit Podium

Das Thema Klimawandel ist drängender denn je und beeinflusst zunehmend die Lebensqualität in den Städten und Gemeinden der Schweiz. Schon heute zeigt sich, dass sich die Hitzebelastung in den Siedlungsgebieten mutmasslich negativ auf die Gesundheit und Lebenserwartung ihrer Bewohnerinnen und Bewohner auswirkt.

Welchen Beitrag kann die Planung leisten und welche Massnahmen sind hier wirksam? Was sind erprobte Ansätze für eine lebenswerte Stadt trotz mehr Tropennächten, mehr Trockenheit und mehr Starkregen

Die anstehende Nutzungsplanungsrevision bietet die einzigartige Chance, Rahmenbedingungen zur hitzeangepassten Siedlungsentwicklung und für die Energieeffizienz der städtebaulichen Struktur festzulegen. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten diskutieren wir diese Fragen und was sie für die Planung der Stadt Baden bedeuten.

Mit
  • Stadtrat Benjamin Steiner
  • Cordula Weber, Landschaftsarchitektin FH BSLA, Inhaberin StadtLandschaft GmbH, Zürich, Expertin für Freiraumentwicklung und klimaangepasste Stadtentwicklung
  • Daniela Bächli, Fachberaterin Siedlungsentwicklung & Freiraum beim Kanton Aargau
  • Ulrike Franklin, Projektleiterin Nutzungsplanungsrevision der Stadt Baden
  • Marc Angst, Baubüro in situ und Vertreter Stadtlabor
Rückblick

«Der Klimawandel wird das Leben in der Stadt Baden stark prägen.»

Am Donnerstagabend, 19. Mai 2022, trafen sich gut 40 Badenerinnen und Badener in der Aula des Schulhauses Burghalde. Es war einer der historisch wärmsten Maitage und passend dazu wurde das Thema «Klima schützen, Hitze mindern» im Rahmen der Nutzungsplanungsrevision der Stadt Baden diskutiert. An der Veranstaltung «Stadt im Dialog #3» zeigte sich: Der Klimawandel wird das Leben in der Stadt Baden spürbar beeinflussen. Welche Handlungsmöglichkeiten sich auf Stufe Nutzungsplanung ergeben und was es dabei zu beachten gilt, war Gegenstand der Diskussion.

Zu Beginn der Veranstaltung begrüsste Stadtrat Benjamin Steiner die Teilnehmenden und zeigte eindrücklich auf, was der Klimawandel konkret bedeutet: 2020 war das wärmste Jahr in Europa, 2021 gab es massive Sturmfluten bei der Ahr und Erft. Die Stadt Baden muss einen Beitrag leisten, sowohl zum Klimaschutz mit Netto 0 bis 2050 als auch zur klimaangepassten Stadtentwicklung beispielsweise in den Bereichen Baum, Frischluft und Entwässerung.

Anschliessend gab es eine erste Diskussion mit dem Publikum. Michael Emmenegger, der den Abend moderierte, wollte von den Anwesenden wissen: Wo sie den Klimawandel in ihrem Alltag am stärksten merken? Es entstand eine rege Diskussion mit spannenden Aussagen. «Ich bemerke in meinem Garten, dass ich diesen viel öfter bewässern muss als früher!» bemerkte eine Anwesende und eine andere ergänzte: «Früher habe ich mich im Sommer in der grössten Hitze gerne in den Schatten unter grosse Bäume gesetzt, heute muss ich Angst haben, dass mir Äste auf den Kopf fallen, da die Äste durch die grosse Trockenheit und Krankheiten leicht brechen.» Und was tun Sie, um das Klima zu schützen, lautete die nächste Frage an das Publikum? «Ich benutze überhaupt nicht mehr das Auto» warf ein Anwesender ein und ein anderer ergänzte «oder nur in Ausnahmefällen!»

In drei Kurzreferaten wurde das Thema anschliessend erörtert. Daniela Bächli, Fachberaterin Siedlungsentwicklung und Freiraum beim Kanton Aargau, zeigte den Stand der Überlegungen und den rechtlichen Rahmen beim Kanton auf (Präsentation). Seit dem 1. November 2021 ist in der kantonalen Bauverordnung festgelegt, dass Gemeinden im Rahmen von Nutzungsplanungsrevisionen Massnahmen zur Hitzeminderung ergreifen müssen!  Die im letzten Jahr erstmalig publizierten Klimaanalyse- und Klimahinweiskarten bilden für den gesamten Kanton eine gute Grundlage, um den Handlungsbedarf zu erkennen. Im parallel dazu erarbeiteten Leitfaden Hitzeangepasste Siedlungsentwicklung zeigt der Kanton auf, wie die Umsetzung von Massnahmen zur Hitzeminderung erfolgen kann.

Wie die Planung auf Starkniederschlag reagieren muss, erläuterte Cordula Weber, Inhaberin der StadtLandschaft GmbH und Expertin für Freiraumentwicklung und klimaangepasste Stadtentwicklung, in ihrem Input (Präsentation). Cordula Weber stellte den zukunftsweisenden Ansatz der «Schwammstadt» vor. Ziel ist es, das Wasser zum einen vor Ort im Boden halten zu können, damit es auch da verdunstet und kühlt. Zum andern gilt es auf Starkniederschlag neu zu reagieren, zum Beispiel in dem Flächen temporär geflutet werden oder Strassen zu Notabflüssen werden. Einige Städte wie zum Beispiel Kopenhagen zeigen schon heute auf, wie zukünftig Gestaltung, Retention und hohe Aufenthaltsqualität in Einklang gebracht werden können. Es wurde aber auch deutlich, dass die neuen Herausforderungen nicht nur grosse Investitionen in die Infrastrukturen mit sich bringen, sondern auch eine koordinierte, vorausschauende Planung erfordern.

Im letzten Input präsentierte Ulrike Franklin, Projektleiterin der Nutzungsplanungsrevision bei der Stadt Baden, den aktuellen Stand der Überlegungen zum Thema Klimaschutz und hitzeangepasste Planung in der Nutzungsplanungsrevision (Präsentation). Eine riesige Chance sei es, dieses Thema umzusetzen und das Timing günstig: Baden ist eine der ersten Gemeinden, die die neu erarbeiteten Vorgaben des Kantons konkret umsetzen können. Die möglichen Massnahmen auf Stufe Nutzungsplanung sind vielfältig: Mögliche Ansätze sind zum Beispiel die Einführung eines generellen Baumschutzes oder Vorgaben zur Verwendung von hellen Oberflächen. Es wird diskutiert, Regenwasser künftig lokal zu nutzen und versickern zu lassen.

Nach den drei Kurzreferaten startete die Diskussion auf dem Podium und mit dem Publikum. Zu Beginn erläuterte Marc Angst vom Planungsbüro in situ und Vertreter des Stadtlabors Baden eindrücklich die Bedeutung der grauen Energie in der Planung. Er zeigte auf, dass je früher ein Gebäude abgerissen wird, umso mehr CO2 wird freigesetzt (siehe Folien). Dem Bestand muss also auch aus klimatischen Gründen Sorge getragen werden. Zudem wurde in der Diskussion nochmals deutlich, wie wichtig der Grünraum für die klimaangepasste Planung sowie den Klimaschutz ist.  Wie die Stadt mit dem Zielkonflikt zwischen Innenentwicklung, Grenzabständen und klimagerechter Bauweise umgehe, wollte ein Anwesender aus dem Publikum wissen. «Das ist exakt die Interessensabwägung, die wir im Rahmen dieser Nutzungsplanungsrevision vornehmen müssen!» antwortete Benjamin Steiner. Das sei keine leichte Aufgabe, aber letztendlich bedeute jeder öffentliche Planungsprozess ein Abwägen verschiedener Interessen. Die Bewohner der Stadt Baden haben aber die einzigartige Möglichkeit, an diesem Prozess teilzuhaben und sich im Rahmen der Mitwirkung und öffentlichen Auflage einzubringen.

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